Die deutsche Bundesregierung plant, zwei Drittel der Erdgasimporte aus Russland durch Flüssiggas (LNG) zu ersetzen. Stattdessen sollte sich Deutschland dringend auf Einsparungen im Gaskonsum reduzieren. Ein Verbrauchsrückgang von 15-20 % ist aus technischer Sicht kurzfristig möglich; die Bundesregierung scheint in ihren Planungen dagegen nur einen Rückgang von ca. 2% anzunehmen.
Der Fokus auf LNG ist nicht nur teuer. Eine Reihe von politischen Grünen sprechen ebenfalls dafür, dass Gaseinsparungen die zentrale Antwort auf die aktuelle Energiekrise sein sollten:
- Geopolitisch: Mehr strategische Handlungsfähigkeit gegenüber Russland und ein starkes Zeichen an China und den Globalen Süden
- EU: Verlorenes Vertrauen und Führungsstärke zurückgewinnen, und so zum Erfolg der europäischen Energiewende beitragen
- National: Teure Fehlinvestitionen vermeiden, und die freigewordene Kapazität stattdessen nutzen, um ohnehin nötige Anpassungen zu beschleunigen.
Um diese politischen Ziele zu erreichen, muss Deutschland schon in diesem Herbst und Winter die ansteigende Verbrauchskurve von Erdgas abflachen („flatten the curve“). Die mittelfristigen Maßnahmen des „Arbeitsplans Energiesicherheit“ sind begrüßenswerten, tragen aber wenig dazu bei, den Gasverbrauch kurzfristig zu reduzieren. Dazu braucht es ein stufenweises, verpflichtendes Einsparprogramm, das bereits zur kommenden Heizsaison seine volle Wirkung entfaltet. Nur so können Haushalte und Industrie mittelfristig von den von hohen Kosten geschützt und gleichzeitig die Energiewende beschleunigt werden.
Die kurzfristigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Belastungen, die mit einem solchen Ansatz verbunden werden, müssen ausgeglichen werden. Zudem braucht es eine klare Kommunikationsstrategie, welche die politischen Ziele der geopolitischen Unabhängigkeit und der erfolgreichen Energiewende in den Mittelpunkt rückt.