- Der Import von Erdgas wird Deutschland bis 2030 jährlich zwischen €15 und €25 Mrd. mehr kosten als in der Vergangenheit. Für Konsumenten verdoppeln sich die Gasrechnungen bis zum Ende des Jahrzehnts.
- Großes Einsparpotenzial im Gebäudesektor bleibt ungenutzt: Bis 2030 sind 40% mehr Einsparungen möglich als von der Bundesregierung geplant. So könnten die hohen Kosten vermieden werden.
- Das Einsparpotenzial im Gebäudesektor überwiegt die Importkapazität der geplanten Flüssiggasterminals.
Story Deutschland
Während noch um die Details der Gaspreisbremse gerungen wird, zeigt eine von E3G geleitete Studie: Die Gaspreise in Deutschland bleiben bis 2030 fast doppelt so hoch, wie sie in der Vergangenheit waren. Für den Import seines Erdgases wird Deutschland bis 2030 insgesamt bis zu €200 Mrd. mehr aufbringen müssen als bisher (entspricht einer jährlichen Verteuerung von €15 bis €25 Mrd.).
Für eine durchschnittliche Familie, die mit Gas heizt, verdoppelt sich somit bis 2030 die jährliche Gasrechnung: Von €1370 auf €2620. Auch Unternehmen werden wegen der hohen Kosten unter großen Druck geraten.
Die Bundesregierung kann Haushalte und Unternehmen vor diesen hohen Kosten schützen, indem sie die großen Einsparpotenziale im Gebäudesektor nutzt. Bis 2030 kann der Verbrauch von Erdgas für Heizung und Warmwasser um mehr als zwei Drittel zurückgehen. Die Bundesregierung lässt große Teile dieses Potenzials ungenutzt. Nötig wäre ein umfassendes Förderprogramm von Wärmepumpen und Sanierungen (z.B. “Sondervermögen nachhaltige Wärme”).
Die so im Gebäudebereich möglichen Einsparungen sind zudem höher als die Importkapazität der für 2027/28 geplanten festen Flüssiggas-Terminals. Anstatt auf dauerhaft teure Importe zu setzen, sollte die Bundesregierung alle Register ziehen, um die Energiewende im Gebäudesektor zu beschleunigen.
Zitate
Mathias Koch, Referent für deutsche Energiepolitik bei E3G, sagt:
“Deutschland drohen enorme Mehrkosten für Erdgas weit über die aktuelle Energiekrise hinaus. Der Gaspreisdeckel ist ein teures Pflaster, das die Kosten nicht dauerhaft senkt. Worauf es jetzt vielmehr ankommt, sind Sanierungen und Wärmepumpen. Da ist noch viel mehr möglich, als die Bundesregierung plant.”
Lion Hirth, Professor für Energiepolitik an der Hertie School und Mitglied der ExpertInnenkommission Gas und Wärme, ergänzt:
“Auch wenn sich die Gasmärkte wieder beruhigen, wird Erdgas für Deutschland auf Dauer teurer bleiben als wir gewohnt waren. Teures Erdgas ist das „new normal“. Selbst wenn neue LNG-Terminals gebaut werden, bindet sich Deutschland an den globalen LNG-Markt an – und hier ist Gas strukturell teurer als das Pipeline-Gas der Vergangenheit.”
Dr. Stefan Thomas, Leiter der Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut, ergänzt:
“Nicht nur können mit dem Zukunftsprogramm nachhaltige Wärme die CO2-Emissionen im Gebäudesektor bis 2030 um fast zwei Drittel reduziert werden. Die Nutzer*innen der Gebäude sparen ab dann jedes Jahr im Saldo knapp 10 Milliarden Euro für Heizung und Warmwasser.”
Verfügbar für Kommentare
Mathias Koch, Referent für deutsche Energiepolitik bei E3G, steht für Kommentare zur Verfügung – bitte wenden Sie sich direkt an ihn: mathias.koch@e3g.org
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Hinweise für Redakteure
- E3G ist ein unabhängiger Think Tank mit Büros in Berlin, Brüssel, London, Dublin und Washington. Unser Ziel ist es, die Welt vor den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu bewahren, den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu beschleunigen und nachhaltig zu gestalten. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.e3g.org/deutsch
- Diese Studie wurde in Zusammenarbeit mit NEON, Wuppertal Institut und IEEFA erstellt und veröffentlicht.
- Die Studie wird während eine Online-Konferenz am 20 Oktober präsentiert.
- Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail an press@e3g.org oder telefonisch unter +49 (0) 170 928 9856.