Wirtschaftliche Schäden beim Ausbau des Nordsee-Stromnetzes vermeiden

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Wirtschaftliche Schäden beim Ausbau des Nordsee-Stromnetzes vermeiden

Die Nordsee bietet enorme und bislang noch weitgehend ungenutzte Potentiale im Bereich der Erneuerbaren Energien. Zwar ist noch unklar, in welchem Ausmaß diese letztlich ausgebeutet werden. Dennoch müssen schon jetzt wichtige Entscheidungen über die Entwicklung der Netzinfrastruktur in der Nordsee getroffen werden.

Falls die notwendige Stromnetz-Infrastruktur nicht rechtzeitig und mit dem richtigen Design ausgebaut wird, verspielen die Nordseestaaten für die nächsten Jahrzehnte die Chance, den Ausbau von Offshore-Wind kosteneffetiv und großflächig voranzutreiben. Gleichzeitig aber warnen Aufsichtsbehörden und Investoren vor Verlusten durch ungenutzte Leitungen.

Um diesen Zwiespalt zu analysieren, haben E3G und das Imperial College London mit Hilfe modernster Computersimulationen Risiken und Chancen bei der Planung des Nordsee-Stromnetzes untersucht. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Netzplanung besser koordiniert und strategisch neu ausgerichtet werden muss.

Insbesondere neue Ansätze bei der Netzauslegung könnten sicherstellen, dass es sich wirtschaftlich lohnt, in die Option auf einen großflächigen Ausbau der Erneuerbaren zu investieren, anstatt kurzfristige Lösungen zu unterstützen, die zwar günstiger erscheinen, dafür aber künftige Ausbauchancen einschränken und deren Kosten erhöhen.

  • Durch antizipatorische Investitionen lassen sich Offshore-Windoptionen zu relativ geringen Kosten offen halten. Selbst wenn es nicht zu einem signifikantem Offshore-Ausbau kommt, würde der wirtschaftliche Schaden im Worst-Case-Szenario nur etwa 1 Milliarde € betragen.
  • Bis 2040 könnte der Umstieg auf einen regionalen Ansatz bei der Netzplanung mit vollständiger Ressourcenteilung 25 bis 75 Milliarden € im Vergleich zum aktuell genutzten inkrementellen Ansatz der einzelnen Mitgliedsstaaten einsparen. Werden Offshore-Windstandorte und Netzplanung gleichzeitig optimiert, liegt das Sparpotenzial sogar bei 30 bis 80 Milliarden €.
  • Selbst die simpelste Form von strategischer Netzauslegung, bei der Offshore-Windparks lediglich zu Clustern mit gemeinsamem Knoten zusammengefasst werden, könnte bis 2040, je nach Ausmaß des Offshore-Windausbaus, zwischen 8 und 40 Milliarden € einsparen.

Den zuständigen Energieministern in den Nordseestaaten muss klar gemacht werden, dass die Chance auf hohe Kosteneinsparungen in der Zukunft mit relativ niedrigem wirtschaftlichem Risiko gesichert werden kann. Allerdings stellen die fragmentierte Landschaft aus nationalen Gesetzen und Regulierungen sowie die aktuelle schwache Koordination Hindernisse für die Umsetzung dar.

Dementsprechend wird den Nordseestaaten empfohlen, ein gemeinsames Gremium auf Ministerebene einzurichten, das die Ziele und Vorgaben für die Nutzung von Energieressourcen in der Nordsee definiert. Ebenfalls ist ein neues Steuerungsgremium für die strategische Netzauslegung nötig. Dieses sollte Zukunftsszenarien entwerfen, auf deren Grundlage die Übertragungsnetzbetreiber die Netzentwicklung in der Nordsee ab 2020 planen können. Ein besonderes Augenmerk sollte darauf liegen, die Kosten für die Bewahrung der Offshore-Potentiale möglichst gering zu halten.

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